Tag40: Freitag 07.10.05

Heute schwänze ich. Wir sind schon 12 von maximal 5 erlaubten Tagen im Hostel und müssen umziehen. Na und, bauen wir halt unser eigenes Hostel, mit Black Jack und Nutten. Räumen den ganzen Krempel in die Lobby, die anderen fahren in die Schule, ich passe auf den Kram auf (hätte nicht mit ins Auto gepasst). Übrigens: Seit 40 Tagen und 40 Nächten ziehen wir nun schon durch die nördlichen Lande! Ähnlich lange kommt mir die Wartezeit in der Lobby vor...

Nachmittags bekomme ich Besuch von meiner Mutter und meinem klein... großen Bruder, was mindestens eine vernünftige Mahlzeit und Wodka-/Rum-Nachschub bedeutet :-) Außerdem gibts 2 Krombacher als Überrushung - Zitat Basti: "Boah, geile Mudda!" :-D Basti war übrigens bei einem (logisch) dänischen Arzt, aber das soll er selber erzählen:

...und da hab ich auch schon den Stick von Lennart rüber geschmissen bekommen! Boah, Freitag... 2 Tage her... jetzt Sonntag... Sonntagabend! Da wird doch nie gearbeitet... und jetzt soll ich hier vom supi Arzt-Termin berichten... Ok... Ich bin da beim Arzt reingegangen..., dran gekommen..., raus gegangen... Punkt... hmm, klingt langweilig... OK, schmücken wir es für den geneigten Leser etwas aus:

Nach dem Unterricht habe ich erstmal unnötigen Ballast (Gepäck, Sven, Matthes) zum neuen Hotel gebracht! Danach konnte ich den geneigten Schwänzer und Gepäckaufpasser of the day, Lenny, vom alten Hotel grabben. Bevor wir zum Hotel fahren konnten, wollte ich - vorbildlich früh gegen 15.00 Uhr - versuchen, irgendeinen Arzt telefonisch zu erreichen, nachdem ich mir das um 8 Uhr heute Morgen vorgenommen hatte! Der Grund war lediglich so'n Mückenstich am Bein vor einigen Tagen, aber mittlerweile war die halbe Wade rot und schwarz geworden. Das fand ich dann gar nicht mehr so nett vom geneigten Moskito! Nach einigen Versuchen habe ich dann auch einen Arzt erreicht, der noch arbeitet und mich Deutschen sofort empfangen kann... nett, dachte ich mir, aber komisch... irgendwie hatte ich bei all meinen Anrufen immer gleich den Doc persönlich am Apparat... Können die sich hier keine Tippsen leisten? Hmm... das musste gecheckt werden... ein Grund mehr zum Doc... hmm, wie hieß er noch... richtig, zum Dr. Jan Værnet zu gehen!

Weil mein linkes Bein mittlerweile noch nicht abgestorben war (laaaangweilig) und ich das Kupplungspedal noch bestens betätigen konnte, blieb noch Zeit Lennart mit Gepäck beim neuen Hotel (Welcome back to Danhostel Copenhagen City! Der Chef empfängt uns persönlich, das Personal braucht uns nicht mal mehr die Room-Cards erklären... das mindert natürlich den Arbeitsaufwand. Wir sind gern gesehene Gäste. :-)) raus zu lassen. Somit konnte er die BESTE, ach neeeeeee... zweeeitbeste Mutter ever besuchen! Danach ging's für mich Richtung "Amager Center", son riesiges Einkaufscenter mitten auf der Insel "Amager" [doch nicht "Am Meer" ausgesprochen, wie der geneigte Leser laß, sondern einfach: "Aama"! Verrückt, die Dänen... der Kopenhagener spricht so und der einfache Däne dann wieder so...].

Lange Rede, gar kein Sinn, Junge, echt jetzt! Nach langem Suchen und Nachfragen im Center bei H&M (da war schließlich 'ne VerkäuferIN), erfuhr ich, dass die Praxis wohl im vierten Stock sei... Als ich die EINZIGE (!) Tür zum vierten Stock öffnete, erblickte ich eine komplette Baustelle... Kein Arbeiter weit und breit, aber die Bohrmaschine links, der Werkzeugkasten rechts und geradeaus ein langer Flur mit Bauschutt & all den anderen "Bauelementen", von denen wir zukünftigen Dipl-Ingenieure, ähhh... Psydo-Elektrotechniker keine Ahnung haben müssen! OK, erschloss ich mir, lustige H&M-Verkäuferin... Dabei ist "uns Männern der Humor bei Frauen doch grundsätzlich scheissegal" (Mittermeier-MP3s liefen im Auto...). Ich schloss die Tür und ging ziellos die Treppen weiter hoch... hmm... nur geschlossene Türen... dann geh ich doch mal wieder runter... Soll ich die Baustelle etwa nochmal besuchen?!? Das erschien nun wirklich total sinnlos... hmm... also mach ich es doch mal... auf der Baustelle kam mir dann diesmal tatsächlich ein Mann entgegen... wahrscheinlich ein Arbeiter... er kommt näher... NEIN, zivil gekleidet, erkenne ich bei Baustaub in der Luft aus 5 Meter Entfernung... sicherlich der Bauleiter... ich frug nach Dr. Jan Værnet... seinem Grinsen nach mutmaßte ich, dass er vielleicht bereits vor mir steht... und... BINGO!

Absurd! Wenn DAS keine FARCE ist, weiß ich auch nicht weiter... Da suchst du Telefonnummern einer Praxis raus, wagst anzurufen, der Arzt persönlich nimmt ab und schickt dich dann zu seiner persönlichen Baustelle, auf die er wahrscheinlich auch noch stolz ist... NEIN, kann nicht sein, dachte ich... nicht mal hier in Kopenhagen! Ich erwiderte sein Grinsen einfach mal, während sich in meinem Kopf ein großes Fragezeichen manifestierte und hatte die Hoffnung, dass er sich mit mir auf den Weg in seine verdammte Praxis macht... Stattdessen sagte er mir, dass diese stolze Baustelle ab November 'ne Klinik sein wird, ich der erste Patient hier bin (BOAH, dieser Komiker...) und dass ich mal lieber den Mund schließen und mein Hosenbein hochhalten sollte... Ooookay... wenn meine Wunde NOCH keine Blutvergiftung sei, fiel mir auf, dann spätestens gleich, wenn ich mitten in dieser Baustelle meine Hose runter lasse... denn dies hier ist wohl eine Praxis, die mehr durch die Kilomenge an Staub als durch die Anzahl an Patienten abschreckt... Egal, dachte sich der Jan angeblich... und ich dann irgendwie auch! Entwarnung für mich: Keine Blutvergiftung, bzw. keine hier erhalten... nur ' ne Infektion, wie er meinte und erklärte... egal, ich will hier nur raus... Während er ein Rezeptblatt holte, das wohl irgendwo zwischen Presslufthammer und Betonmischer lag, hab ich die Gelegenheit ergriffen, Fotos (siehe hier) zu machen... DAS Erlebnis glaubt mir sonst doch keiner von der anderen, wenn ich hier raus bin...

+++

Puhh... netter, kompetenter Arzt, aber ne scheiß Praxis hast du da, Junge! Aber egal, bestens überstanden, dachte ich nur noch! Mein falsches Parken beim Apotheker fand der Polizist, als ich wieder zum Auto kam, dann nicht so lustig... Ich stand kurz vor meinem dritten Strafzettel, so erschien mir die Situation! Zumindest wirkte es ziemlich eindeutig, als ich von weitem sah, wie er mein Nummernschild aufschrieb... Als ich laufend ankam, stellte ich mich natürlich als dummer, deutscher Besitzer dieses Autos vor, während der dänische Ordnungshüter schmunzelnd auf Deutsch erwiderte: "Die Verbotsschilder sind in Deutschland die Gleichen!" HA HA, seeeehr witzig, du Komiker! Hinzu kam ein: "Du darfst hier nicht parken, also fahr lieber los!" Ich: "HÄ? Also kein Zettel!?!" Mein neuer Freund: "NEIN, fahr einfach los..." Mit einem Handschlag verschwand ich schnell. Wir beide konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen! Ein Tag voller Erleichterungen... ja, ja, ihr Dänen seid doch immer für Überraschungen gut!

+++

zurück