Tag26: Freitag 23.09.05

Dänemark ist ein erstaunliches Land. Man kommt her, um zu studieren und seinen Horizont zu erweitern und genau dieser Fall tritt auch ein.

Nicht etwa, daß wir bis jetzt auch nur eine Vorlesung hatten oder auf der Wohnungssuche die Alltagstauglichkeit unseres Dänisch entdeckt hätten.. nein, Dänen sind ja bekanntlich Pragmatiker (© Frau Dudde) , also lernt man hier auch ganz schön praktische Dinge:

Unsere Erkenntnis des Tages (neue Rubrik!) lautet: Es gibt keine vollen Fahrstühle! Selbst wenn sie voll erscheinen, passen noch zwei Mann mehr mit Gepäck rein..

Um nicht immer den selben Ausblick haben zu müssen, sind wir heute mal wieder hausintern umgezogen.. ganz alleine und ohne Auto *stolz* Um acht Uhr die Besinnung erlangen, aufs Handy gucken (eher der Uhrzeit wegen), Besinnung wieder kurz verlieren, auf leise Stimmen aus dem Hinterkopf hören und nochmal aufs Handy gucken, um sicherzugehen, daß die Uhrzeit tatsächlich stimmt, kurz ins Bad, aufs Bett setzen, Besinnung verlieren, Besinnung wiedergewinnen, sich Fragen ob das am Alkohol liegt, Jetzt-gerne-ein-Toast-wollen, sich ein Toast reinschieben, zusammenpacken, beschriebenes Schema bei den anderen beobachten und sich drüber freuen.

Doch irgendwann hat jeder Spaß sein Ende und man muß das Feld (oh ja.. zelten)/Zimmer räumen. In bester Laune steht man mit mindestens seinem Körpergewicht an Gepäck beladen auf dem Flur und hofft, daß die Mainzelmännchen die Fahrstühle auch in den 14. Stock fahren. Wunder welches, sie tun es. Die Türen öffnen sich und die Stimmen aus dem Hinterkopf melden sich zurück. "Komm.. komm ins Licht.." doch der geneigte Zuschauer sieht nur 5 (eines ist nämlich kaputt) schwache Lämpchen und ignoriert die Zwischenrufe von den billigen Plätzchen. Lennart denkt "Man, ist so ein Fahrstuhl klein" und steigt ein, Franzi denkt "blub" und steigt ein, zum Schluß noch Matth.. *schieb, quetsch* ..es. Passt, und wenn Matthes sich etwas dreht, ist der Fahrstuhl nach deutschem Verständnis zwar immernoch voll, aber wenigstens ist die Lichtschranke nicht mehr blockiert und die Türen schließen sich wieder. Um einen besseren Druckausgleich zu gewährleisten, hält der Fahrstuhl mindestens alle 2 Stockwerke, wo man sich luschtige Kommentare wie "Det er fuldt" anhören kann.. haha, aber wenigstens ist man einer Meinung. Nicht so im nächsten Stock, wo ein Meter-fuffzig sich sagt, wenn man unter dem Seesack durchtaucht, findet sich bestimmt noch ein Luftloch! Ohne das (laut) zu kommentieren geht es zum nächsten Stop. "Jaja, det er fuldt!" denken wir als wir den Mann mit Rucksack und Reisetasche sehen, aber er denkt nicht oder zumindest anders und macht sich Platz. Ein schlauer Mensch hat mal gesagt "Wo ein Körper ist, kann kein anderer sein". Ohne mein Medizin-handbuch will ich hier die widernatürlichen Verformungen und Verrenkungen aber nicht beschreiben.

Ich würde hier gerne einen Absatz über die schier unendliche Fülle gemeinsamer Aktivitäten zwischen Check-out und Check-in einschieben.. über City-bike Touren, Verstecken-Spiel mit Wohnungen bei dba, Touristenkegeln mit Touristen und Reisetaschen in der Eingangshalle und wie wir das Danhostelpersonal für die Farbe ihrer Hemden gelobt haben, aber all das haben wir nicht gemacht.. Lesen, Fernsehen und Schlafen ist einfach ehrlicher.

Um das Ganze jetzt mal abzukürzen, wir haben heute nichts, NICHTS, Produktives gemacht. Und das ist gut so, schließlich sind wir Studenten. Von uns wird das erwartet. Trotzdem hat Lennart ab und zu solche Anfälle von Arbeitsfieber, die uns "anderen" hier wirklich langsam Sorgen machen. Es gelingt uns kaum noch, ihn auf gesunde Gedanken zu bringen. Allein Matthes' akrobatische Bewegungen auf ihrem gemeinsamen Bett vermögen kurzzeitig Lennarts Aufmerksamkeit zu gewinnen. In Wirklichkeit behalten seine Augen uns die Ganze Zeit im Blick. Kürzlich kam das Gerücht auf, daß Lennys manchmal leicht glasiger Blick dabei kein Zufall sei, sondern Ausdruck einer geheimen Macht, die sich seiner bemächtigte um die Menschheit auszuspionieren.. zum Glück für die Menschheit sind die Daten, die bei der Observation von IGis gewonnen werden wenig repräsentabel, haha. Aber zurück zum eigentlich interessanten Punkt: wer oder was ist diese Macht die sich Lennart zunutze macht?

Lennart wurde beobachtet wie er versuchte möglichst unauffällig ein Programm namens "Delphi7" zu benutzen.. sehr verräterisch! "Manche" waren schon immer der Meinung, daß Delphine das ultimativ böse auf dieser Welt repräsentieren und Flipper war ja sowieso irre.. hinzukommt die Sieben, eine mystische Zahl die auch schon im Zusammenhang mit der zuletzt wieder aktiven Bloodhound Gang verwendet wurde. "If man is five and devil is six, then this must make me seven" .. zartbesaitete Personen mögen an dieser Stelle bitte den Raum verlassen, denn die nachfolgende Spekulation könnte sie sehr verstören.. oder im Zweifelsfall ihr Leben retten, aber egal.

Für uns ergibt sich aus diesen Ausgangsbedingungen nur ein realistisches Szenario: an dem Tag an dem die Menschheit am körperlich ausgelaugtesten und seelisch belastetsten ist.. an Heiligabend.. wird die Bloodhound Gang auf ihren apokalyptischen Delphinen geritten kommen, in Weihnachtspapier verpackte Sexspielzeuge an Kinder verteilen und so versuchen die Weltherrschaft an sich zu reißen. (Natürlich ist dies nicht der wahrscheinlichste Ablauf des menschlichen Untergangs seit 1492, sondern nur ein Ablenkungsmanöver, denn während dieser Kommentar entsteht herrscht vollkommene Stille. Vor Lennarts wachsamen Ohren muss verborgen bleiben, dass wir die richtige Wahrheit kennen und ihm stattdessen vom Weihnachtsmann erzählen und Marzipankuchen vorsetzen. Der wirkliche Feind lauert nämlich nicht hinter dem Fernsehhelden seiner Kindheit, sondern in jedem Winkel dieser Stadt. Olé, José!) Während sich Lennart in Sicherheit wiegt, organisieren wir gerade noch den Widerstand, bevor wir morgen zurückschlagen... wenn wir nicht verschlafen. Fortsetzung folgt...

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